Definition: Was ist Kundenorientierung?
Kundenorientierung ist ein Ansatz der Unternehmensführung, bei dem die Kunden und ihre Bedürfnisse über denen des Unternehmens stehen. Was das bedeutet? Den Kunden in jeder Lage zu unterstützen und ihm personalisierte und ganzheitliche Ergebnisse zu liefern. Standardlösungen „von der Stange“ sind hier fehl am Platz.
Wer mit kundenorientierten Unternehmen zu tun hat, merkt schnell, dass es dort nicht nur um kurzfristige, schnelle Gewinne geht – sondern, dass die Kunden dem Unternehmen wirklich am Herzen liegen. Der Kunde ist nicht nur Mittel zum Zweck, um Gewinn zu machen. Das Motto „The customer comes first“ wird dort wirklich gelebt. Denn kundenorientierte Unternehmen wissen, dass sie nur dann erfolgreich sein können, wenn sie den Kunden in den Mittelpunkt all ihrer Aktivitäten stellen und diesen Fokus konsequent vorantreiben.
Beispiele für kundenorientierte Unternehmen
Wie kann Kundenorientierung aussehen? Dafür gibt es keine festgeschriebenen Kriterien – je nach Branche des Unternehmens und Kundenbedürfnis, kann sie ganz unterschiedliche Facetten haben. Lassen Sie uns zwei Beispiele von Unternehmen ansehen:
1. Zappos
Das US-amerikanische E-Commerce-Unternehmen ist auf Mode und Schuhe spezialisiert – und auf konsequente Kundenorientierung. Zappos ist überzeugt: Durch Kundenservice können enge Beziehungen zwischen Mitarbeitern und Kunden aufgebaut werden. Für Zappos steht ein zentrales Bedürfnis ihrer Käuferschaft im Fokus: dass sich jemand um ihr Anliegen kümmert. Und die freundlichen und emphatischen Service-Mitarbeiter befriedigen dieses Bedürfnis.
Aber da hört es nicht auf: Zappos-Mitarbeiter haben die Freiheit, die Extrameile für die Kunden zu gehen – auch ganz außerhalb des eigentlichen Servicespektrums. Das kann auch heißen, dass ein Service-Agent einem Kunden eine Pizza bestellt, wenn er ihm am Ende des Chats danach fragt.
2. Patagonia
Das Outdoor-Bekleidungsunternehmen setzt auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Das zieht Kunden an, denen genau das wichtig ist und die bereit sind, auch mehr Geld für Qualitätsprodukte auszugeben, die dafür lange halten. Einer der Kundenwünsche ist also Langlebigkeit. Das ist eines der Qualitätsversprechen von Patagonia.
Aber was, wenn doch mal etwas kaputtgeht? Wo andere Unternehmen wohl eher darauf setzen würden, dass sie im Fall von kaputter oder abgetragener Kleidung neuen Umsatz durch Nachkäufe generieren, wählt Patagonia einen anderen Weg. Damit kommen sie den Kundenerwartungen nach und bleiben ihrer Mission treu:
Mit ihrer „Worn Wear“-Initiative gehen sie eine Partnerschaft mit ihren Käufern ein, um Kleidung zu reparieren, zu teilen oder zu recyceln. In Tutorials bringen sie der Community bei, wie sie ihre Kleidung selbst reparieren können. Außerdem ermöglicht das Unternehmen ihnen, ihre gebrauchte Patagonia-Kleidung auf der offiziellen Website weiterzuverkaufen oder sie in Patagonia-Filialen gegen einen Gutschein einzutauschen.
Wie können sich Unternehmen kundenorientiert verhalten? 8 Tipps
Um Kundenorientierung im Unternehmen zu etablieren, kommt es auf verschiedene Faktoren im Unternehmen an. Eine wichtige Rolle spielen die Mitarbeiter, die Unternehmenskultur und das Management. Wir haben acht Tipps, was Sie in diesen Bereichen anstoßen können:
- Hören Sie Ihren Kunden zu und sammeln Sie Feedback. Das können Sie zum Beispiel über Surveys oder kurze Zufriedenheitsumfragen machen. Aber auch auf Social Media können Sie wertvolles Feedback, Anregungen und Ideen von Ihren Kunden einholen.
- Bleiben Sie mit Ihren Kunden im Kontakt und seien Sie erreichbar. Machen Sie es ihnen so leicht wie nur möglich, Sie zu kontaktieren. Hier sollten Sie auf verschiedene Kanäle wie die klassische Hotline, E-Mail, soziale Medien und innovative Tools wie Chatbots setzen.
- Setzen Sie Ziele, die auf Kundenfeedback basieren: Beim Kundenfeedback wird es sicherlich Bereiche geben, in welchen Sie schlechter abschneiden als geplant. Nehmen Sie das Feedback ernst und setzen Sie sich konkrete Ziele um Verbesserungen zu erreichen
- Stellen Sie freundliche und empathische Servicemitarbeiter ein. Ihr Team im Kundenservice sollte aus Personen bestehen, die sich über Kundenanfragen freuen, gerne helfen und engagiert sind. Bestimmte technische Skills können Sie auch über Trainings vermitteln.
- Geben Sie dem Customer-Support-Team die Freiheit, die meisten Kundenanliegen eigenständig zu lösen und hier vielleicht auch unkonventionelle Wege zu gehen. Außerdem sollten Mitarbeiter die Möglichkeit haben, dem Management Änderungen vorzuschlagen, von denen die Kunden langfristig profitieren würden. Denn sie sind schließlich am nächsten an den Verbrauchern dran.
- Behandeln Sie Ihre Mitarbeiter als Ihr wertvollstes Gut. Ob sie gerne zur Arbeit gehen, hat einen großen Einfluss darauf, wie sie auf Kunden reagieren. Zufriedene und engagierte Angestellte arbeiten effizienter und haben einen positiveren Umgang mit Kunden.
- Bieten Sie erstklassiges Training. Idealerweise sollten Sie Ihr gesamtes Team zu Ihrem kundenorientierten Ansatz schulen. Vermitteln Sie Ihnen, was Kundenorientierung für Ihr Unternehmen bedeutet und welche Werte Ihnen wichtig sind. Bieten Sie kundenorientierte Trainings an. In diesen sollte Ihr Team lernen, wer Ihre Kunden sind, wie sie Ihr Produkt verwenden und wie sie Kundenwünsche erfüllen können. Konkret wissen sie danach idealerweise wie sie Beschwerden unkompliziert und effizient lösen und wie sie Kunden persönlich und einfühlsam betreuen.
- Das Management muss die Kundenorientierung mittragen. Ansonsten kann der Ansatz nicht funktionieren, zum Beispiel wenn der Zappos-Mitarbeiter im Nachgang für seine Pizza-Bestellung kritisiert worden wäre. Das Management muss die Unternehmenskultur und die Werte, die mit der Kundenorientierung einhergehen, auch vorleben.
Ziele der Kundenorientierung
Kundenorientierte Unternehmen haben ein zentrales Ziel: Die Bedürfnisse ihrer Kunden zu befriedigen und sie so länger an sich zu binden. Aber warum sollte man sich die Mühe machen, und den Kunden bspw. Pizza bestellen, obwohl es nicht zum Geschäftsmodell gehört? Oder Worn Wear-Initiativen starten? Ganz einfach: Es ist teurer, neue Kunden zu gewinnen, als bestehende zu halten.
Unternehmen müssen einiges an Budget für Marketing-Maßnahmen in die Hand nehmen, um neue Kunden zum Kauf zu bewegen. Im Schnitt liegen die Kosten für die Neukundenakquise zwischen fünf- und siebenmal höher als die zur Kundenbindung!
Außerdem: Je zufriedener die Kunden sind, desto eher empfehlen sie die Marke auch anderen weiter. Der Kundenfokus zieht also auch neue Kunden an.
Was sind die Erfolgsfaktoren für eine Kundenorientierung?
Wie eingangs gesagt und wie die zwei Unternehmensbeispiele zeigen, kann Kundenorientierung ganz unterschiedliche Formen annehmen. Aber es gibt ein paar generelle Erfolgsfaktoren:
- Machen Sie hervorragenden Kundenservice zu einem zentralen Bestandteil Ihrer Unternehmensmission.
- Verbinden Sie Ihr gesamtes Unternehmen durch kundenorientierte Werte und machen Sie diese im Unternehmen präsent (z.B. durch interne Kampagnen).
- Lassen Sie alle Mitarbeiter Erfahrungen mit Kundenkontakt machen. Beispielsweise könnte jedes Teammitglied für eine bestimmte Zeit im Kundenservice oder ggf. in Filialen hospitieren.
- Schaffen Sie ein zentrales Tool für Ihre Kundendaten und vermeiden Sie, dass verschiedene Abteilungen eigene Excel-Listen pflegen. Wenn alle Daten gesammelt vorliegen, hat es der Kundenservice leichter, die Kunden zu betreuen und die Kunden fühlen sich verstanden und sind zufriedener.
- Schaffen Sie eine Unternehmenskultur, die auf Vertrauen basiert, und die den Mitarbeitern damit das Selbstbewusstsein gibt, eigenständig Entscheidungen im Sinne der Kunden zu treffen.
- Nutzen Sie das Feedback, das der Kundenservice erhält, in der Produktentwicklung und zur Optimierung von Prozessen.
Fazit: Durch Kundenorientierung eine treue Kundschaft aufbauen
Was müssen Sie zum Thema Kundenorientierung mitnehmen? Hier die wichtigsten Punkte auf einen Blick:
- Bei diesem Ansatz der Unternehmensführung stehen die Kundenbedürfnisse über denen des Unternehmens.
- Kundenorientierte Unternehmen stellen den Kunden in den Mittelpunkt und liefern ihm personalisierte und ganzheitliche Ergebnisse.
- Das zentrale Ziel: Die Bedürfnisse ihrer Kunden zu befriedigen und sie so länger an das Unternehmen zu binden.
- Freundliche und empathische Mitarbeiter mit Problemlösungskompetenz spielen eine wichtige Rolle bei der Kundenorientierung. Doch auch die Unternehmenskultur sollte darauf ausgerichtet sein und das Management muss diesen Ansatz mittragen und vorleben.
- Das Kundenservice-Team braucht Freiheiten, um kundenorientierte und out-of-the-box Lösungen zu finden und umzusetzen.