Bots Hamburg Meetup – Recap vom 15.06.2016
Was sind eigentlich Chatbots? Wie können wir sie heute schon nutzen und was sind Ihre Anwendungsfälle der Zukunft? Diese und viele andere Fragen haben wir gestern im Rahmen des ersten Hamburger Chatbot Meetups rege diskutiert und erörtert.
Circa 25 Leute haben sich im betahaus Hamburg (Danke betahaus!) auf der Schanze eingefunden um mit uns über das vielleicht aktuellste Thema in der Anwendungsentwicklung zu sprechen.
Meine Kollegen Florian und Patrick moderierten die spannende fast 1 1/2 stündige Diskussionsrunde und standen den zahlreichen Fragen Rede und Antwort. Los ging’s aber mit einem kurzen Vortrag von Jannis Menebröcker, der mit seiner Agentur Space & Lemon einen ganzheitlichen Prozess für die Konzipierung, Vermarktung und Entwicklung eines Chatbots entwickelt hat. Gerade in der frühen Phase einer neuen Plattform sei es wichtig den potentiellen Kunden den Mehrwert zu erklären und Vorteile aufzuzeigen die mit der Entwicklung von Chatbots erreicht werden können. Dies ginge über das eigentliche Entwickeln hinaus und wie sich am Abend noch häufiger herausstellen sollte: ein gutes Konzept ist wichtiger denn je!
Danke noch mal an Jannis!
In Folge sind wir in eine offene Diskussion gegangen aus der sich einige interessante Gesprächsthemen entwickelt haben.
Eine grundlegende Frage des Abends war, ob Chatbots tatsächlich das Potential haben Apps zu ersetzen. Auch wenn es vermutlich zu früh ist diese Frage zu beantworten wurde schnell das Potential dieser neuen Plattform deutlich.
- Mit 900 Millionen Usern ist die Facebook Messenger Plattform die vielleicht größte weltweit.
- Im Gegensatz zu einer iOS oder Android App sowie von eigenen Webseiten, kümmert sich eine dritte Entität (Facebook, WhatsApp, Slack) um die zugrundeliegende Infrastruktur. Ein Chatbot Entwickler muss sich keine Sorgen machen ob seine Anwendung auf den unzähligen, verschiedenen Systemen Ihrer Nutzer funktionieren.
- Das sehr reduzierte Interface eines Chats schafft sehr kleine Hürden für den Nutzer, denn er muss keine neuen Bedienkonzepte lernen. Allerdings birgt dieser Aspekt neue Herausforderungen an die Konzepte hinter den Bots um auch komplexere Funktionalitäten in intuitiver Weise zu präsentieren.
- Die Hürde einen Chatbot zu nutzen ist sehr gering, da nichts installiert werden muss. Die Messenger Applikation ist bereits auf fast allen Smartphones und Computern vorhanden und Bots fügen sich reibungslos in diese Infrastruktur ein.
Allerdings werden auch Bot Entwickler mit ähnlichen Problemen kämpfen müssen wie alle anderen Apps und Webseiten: Wie finden meine User den Bot eigentlich?
Konsens des Abends war, dass es zwar schon ein paar ganz nette Bots gibt, aber die echte Killerapplikation die tatsächlich den Blick der Masse auf Bots lenken wird, gibt es noch nicht.
Im Moment stürzen sich vor allem Publisher auf Bots, da der Anwendungsfall relativ simpel ist, und der Content schon bereit steht. Im Grunde, handelt es sich allerdings nur um eine neue Interpretation des RSS/Newsletter Modells.
Was kann sie also sein? Der Bot der Bots in die Öffentlichkeit holt, und die einzigartigen Vorteile des Mediums wirklich nutzt?
Der Kernunterschied eines Bots im Vergleich zu anderen Apps und Webseiten ist, dass die Form der Kommunikation mit dem Kunden ein Dialog ist. Es ist essentiell, diesen Aspekt zu verstehen und in der Konzeptionierung von Bots zu beachten. Wie möchte ich mit meinen Kunden reden? Wie kann ich verhindern dass mein Kunde frustriert wird, weil er das Gefühl hat nicht verstanden zu werden? Wie schaffe ich wirklich Mehrwert für den Kunden?
In diesem Zuge ist es auch wichtig zu erwähnen, dass Bots nicht ohne Risiko sind. Ab wann kann ich als etabliertes Unternehmen das Risiko eingehen meine Kommunikation zum Teil von einem Algorithmus übernehmen zu lassen? Niemand möchte die Story von Microsofts Tay Twitter Bot wiederholen und seine User vor den Kopf stoßen. Wie kommuniziert man, das gerade ein Bot mit dem Kunden redet? Alles Fragen die zwar besprochen, aber noch nicht wirklich beantwortet werden konnten.
Das die Bot Infrastruktur nicht nur für Entwickler spannende Möglichkeiten bietet wurde am Abend schnell klar. Einige Teilnehmer haben bereits ohne Programmierkenntnisse einfache Bots umgesetzt. Dafür können Tools wie Chatfuel oder Manychat verwendet werden, die eine Art Baukastensystem für Chatbots bieten. Die Chancen für Startups aber auch Firmen die Geschäftsmodelle früh validieren wollen liegen dabei auf der Hand. Die Einstiegshürde ist bei weitem nicht so hoch wie bei einer App und man ist schnell ganz nah an der Zielgruppe. Allerdings sind die Möglichkeiten dieser Tools noch auf wenige Anwendungsfälle reduziert. Wenn es komplizierter wird, muss selbst Hand angelegt werden.
Besonders interessant waren auch die Blicke über den derzeitigen Stand von Bots. So wurde die These aufgestellt, dass das wahre Potential noch gar nicht ausgeschöpft werden kann. Dieses liege darin, nicht nur eins-zu-eins Konversationen mit einem Bot zu führen, sondern Bots als Hilfsmittel in Konversationen mit anderen Menschen zu verwenden. „Hey, Kalenderbot wann haben wir [die Konversationsteilnehmer] gemeinsam Zeit für ein Mittagessen?“
Ich möchte allen Teilnehmern von gestern Abend danken. Uns hat die positive Resonanz und eure regen Diskussionen sehr gefreut. Auch das abschließende Netzwerken bei ein paar Bier hat uns viel Spaß gemacht. Ich hoffe, das wir als Community darauf aufbauen können und im nächsten Monat mit neuen Ideen, neuen Erfahrungen und neuen Perspektiven gemeinsam Wege finden um Bots zu entwickeln, zu konzipieren und zu vermarkten.
Bis zum nächsten mal beim Bots Hamburg Meetup!